ExpertInnen aus dem Norden, ade

Von Redaktion · · 2014/07

Das Berufsbild der westlichen EntwicklungsexpertInnen, die in Afrika arbeiten, ist so alt wie die Entwicklungszusammenarbeit selbst. Waren es vor 30 Jahren noch LehrerInnen, Krankenschwestern und Techniker, wurden in den letzten zehn Jahren vermehrt OrganisationsberaterInnen, UniversitätslektorInnen und BetriebswirtInnen entsandt. Die Verschiebung der Nachfrage hin zu höher qualifizierten Berufen ging mit der Ausbildung von lokalen Fachkräften in den Empfängerländern einher; KrankenpflegerInnen, LehrerInnen und Tischler gibt es mittlerweile genügend vor Ort.

Seit einigen Jahren werden aber selbst einschlägig ausgebildete und erfahrene EntwicklungsexpertInnen zunehmend durch lokale Fachkräfte ersetzt – und diese Tendenz gewinnt – von Schwellenländern ausgehend – an Dynamik.

Der Vorwurf, die Entwicklungszusammenarbeit diene vor allem den rund 100.000 westlichen ExpertInnen, die ihre wohldotierten Beraterjobs in den Villenvierteln der afrikanischen Hauptstädte absitzen, sich mehr um die Ausbildung ihrer Kinder, das Familienleben ihrer Hausangestellten und die Gebarung des dortigen Country Clubs kümmern als um ihre professionellen Aufgaben, läuft zunehmend ins Leere. Nicht nur weil er ein Klischee bedient, sondern weil Menschen mit diesen Berufen mehr und mehr zu einer aussterbenden Spezies werden. Mittlerweile gibt es gleich- und manchmal sogar besser qualifizierte lokale Kader, deren Gehälter und Honorare zudem deutlich niedriger sind als die ihrer westlichen Pendants.

Und was noch hinzu kommt: die Empfängerländer verfolgen eine zunehmend restriktive Politik bei der Vergabe von Arbeitsvisa an AusländerInnen. So muss oft der Nachweis erbracht werden, dass die Position im Land selbst nicht besetzt werden kann, was kaum mehr gelingt.

Die Entwicklung schreitet weiter voran: Als nächstes wird die Entscheidung, welche Projekte gefördert werden, in den Süden verlagert werden. So sorgte vor kurzem der Beschluss der britischen Hilfsorganisation OXFAM für Aufsehen, die Zentrale von London nach Johannesburg oder Bangkok zu verlegen. Es ist wohl nur eine Frage der Zeit, bis andere internationale Hilfswerke nachziehen. Ob diese Option in Österreich ins Auge gefasst oder zumindest diskutiert wird, ist vorläufig nicht bekannt.

Was wohl weiterhin im Norden ansässig bleiben wird, sind mittelfristig das Fundraising und langfristig die wichtige Lobbyarbeit; das werden die Fachkräfte aus dem Süden auch in absehbarer Zeit nicht zur Gänze übernehmen können. Oder vielleicht doch, angesichts der wachsenden Schicht der Wohlhabenden und Einflussreichen im globalen Süden. Jedenfalls muss sich die Branche darauf vorbereiten, dass es tatsächlich eher früher als später dazu kommt, worauf die Entwicklungszusammenarbeit seit ihrem Bestehen hinarbeitet: dass sie überflüssig wird.

Friedbert Ottacher ist Lektor und langjähriger Praktiker in der Entwicklungszusammenarbeit. Abwechselnd mit Petra Navara und Thomas Vogel setzt er sich an dieser Stelle kritisch mit Theorie und Praxis dieses Arbeitsfelds auseinander.

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